Der Name Hotel Transit Berlin dürfte bei manchem Gast unangenehme Erinnerungen an Reisen durch das Gebiet der DDR wecken. 1987, als das Hotel in Kreuzberg eröffnete, waren Wende und Mauerfall für die meisten Menschen wohl noch eine Utopie. Der Landweg vom Bundesgebiet nach West-Berlin – oder politisch korrekt seit der Senatsentscheidung von 1982 Berlin (West) – führte über die Transitautobahnen, die man nicht verlassen durfte und auf denen tausende Grenzsoldaten, Volkspolizisten, Zöllner, vor allem aber offizielle und inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit zur Überwachung des Verkehrs und zur Unterbindung von Kontakten mit DDR-Bürgern eingesetzt waren. Der freundliche Tankwart konnte also durchaus ein „IM“, ein Spitzel der Stasi, sein.
Über den Wolken …
Vielleicht war aber auch die Nähe zum Flughafen Tempelhof ausschlaggebend für die Namenswahl. Grenzenlos war die Freiheit über den Wolken im Luftraum über der DDR zwar nicht, auch wenn Reinhard Mey sein wohl berühmtestes Lied den lärmgeplagten Bewohnern von Tempelhof gewidmet hat. Immerhin bot das Flugzeug aber die einzige Möglichkeit, ohne Kontrolle durch DDR-Organe nach Berlin (West) zu reisen. Seit der Stilllegung des Flughafens 2008 ist es ruhig geworden in Tempelhof, und seit 2010 ist die Tempelhofer Freiheit – besser bekannt als Tempelhofer Feld oder Tempelhofer Park – für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Hotel Transit Berlin liegt nur einige hundert Meter nördlich der denkmalgeschützten Flughafengebäude, die man über den Platz der Luftbrücke erreicht. Ganz in der Nähe gibt es auch einen weiteren interessanten Park, den Park am Gleisdreieck. Hier, durch den früheren Anhalter und Potsdamer Güterbahnhof, verläuft heute die Trasse der Nord-Süd-Fernbahn. Die früheren Brachflächen wurden mit Beteiligung der Bevölkerung so gestaltet, dass sie einen hohen Freizeitwert besitzen: Naturerfahrungsraum für Kinder, Liegewiesen, Boulebahnen, Felder für Beachvolleyball und ein Skaterspot vermitteln einen Eindruck der vielfältigen Nutzungen. Während der Tage der Offenen Tür im Depot für Kommunalverkehr fährt auf einem verbliebenen Gleis sogar ein Museumszug vom Technikmuseum durch den Park zur Monumentenhalle.
Das Hotel in Kreuzberg 61
Der Berliner weiß sofort, was mit der Ortsangabe „Kreuzberg 61“ gemeint ist. Den potenziellen Gästen des Hotels Transit Berlin sei die Lage des Hauses hier erklärt: Vor Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen gab es Zustellpostämter – Kreuzberg hatte zwei davon, nämlich Kreuzberg 36 und Kreuzberg 61. Die Bilder, die die meisten Nicht-Berliner mit Kreuzberg verbinden – Hausbesetzer-Szene, Alternativbewegung –, stammen aus dem kleineren Bereich Kreuzberg 36 im Osten, der nach drei Seiten von der Mauer umschlossen war. Kreuzberg 61, wo sich auch das Hotel Transit befindet, ist dagegen der wesentlich größere südliche Teil, der als bürgerlich, ja sogar künstlerisch-intellektuell gilt. Rund um das Hotel, im Bergmannkiez, stehen noch viele Häuser aus der Zeit vor 1900. Die Columbiahalle ist ein beliebter Ort für Pop- und Rockkonzerte, in der Markthalle XI und am Marheinekeplatz probieren Sie regionale Spezialitäten und erleben interessante Floh und Wochenmärkte. Mit der U-Bahn sind es ab Mehringdamm, vom Hotel bequem zu Fuß erreichbar, nur zwei Stationen bis zur Stadtmitte am berühmten Gendarmenmarkt, dem vielleicht schönsten Platz von Berlin.
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