Sie suchen coole Hotels in Berlin statt der Drei-Sterne-Mittelklasse in ewig gleichen Kettenhotels? Kein Problem. Auch wenn das wohl ungewöhnlichste Haus auf nicht absehbare Zeit geschlossen ist, gibt es im kreativ-jungen Berlin immer noch reichlich Auswahl.
Auf dem OP-Tisch oder im Löwenkäfig
Eigentlich kein Hotel, sondern ein bewohnbares Gesamtkunstwerk war die Propeller Island City Lodge ganz in der Nähe des Kurfürstendamms. Jeder der 27 Räume war ein eigenes Kunstwerk. Wohnen auf schiefem Fußboden – natürlich mit speziell darauf abgestimmten Möbeln – will erst einmal gelernt sein. Auch im Therapy Room auf dem OP-Tisch zu liegen, ist trotz einstellbarer Farbe der Lichttherapie sicher nicht jedermanns Sache, ebenso wie das Schlafen im Sarg oder in einem Zirkuskäfig. Da sind ein Hochbett an Seilen, Rundbett mit Pedalantrieb und voll verspiegelte Wände schon fast spießig. Man darf gespannt sein, ob das coolste Hotel von Berlin mit neuen Ideen irgendwann einmal wieder öffnet.
Outdoor-Freund oder Warmduscher?
Freunden der frischen Luft seien die Holzwürfel im Columbiabad Neukölln ans Herz gelegt. Ganzjährig kann man hier 19 Kubikmeter Berliner Luft mieten, hinein passen drei bis vier Schlafplätze im Doppel- und Hochbett. Zum Aufenthalt sind die Würfel eher ungeeignet, selbst für Menschen, die nicht an Klaustrophobie leiden. Aber dafür gibt es ja 2.000 m² Liegewiese direkt vor der Tür, und natürlich das Schwimmbad selbst. Kleiner Wermutstropfen – der nächtliche Sprung ins Becken ohne Aufsicht durch einen Bademeister ist tabu. Camping für Warmduscher bietet der Hüttenpalast im selben Bezirk. Auch hier gibt es einige Holzhütten und sogar gewöhnliche Hotelzimmer für Normalos, ein cooles Highlight sind aber die originellen Wohnwagen. Alles zusammen befindet sich in der Produktionshalle einer ehemaligen Staubsaugerfabrik – endlich ein Campingplatz ohne Ameisen und ohne Angst vor schlechtem Wetter.
Schlafen bei Erich Honecker
Unter dem strengen Blick von Genosse Erich (wahlweise Erich Honecker oder Erich Mielke) lässt sich im OSTEL Hostel übernachten. Die Räume erinnern an Ferienwohnungen der DDR, sogar der Multifunktionstisch und die Schrankwand Karat fehlen nicht. Für Budget-Reisende bietet sich ein Bett im Pionierlager an. Die Zeitreise in die 1970er und 1980er Jahre erleben Gäste im Original-Plattenbau nahe dem Ostbahnhof. Einen noch stärkeren Bezug zur DDR-Führung hat Das andere Haus VIII in Rummelsburg. In diesem Gefängnis waren Honecker und Mielke nach dem Mauerfall kurzzeitig untergebracht. Fünf Zellen der ehemaligen Krankenstation sind heute als Hotelzimmer zu mieten, übrigens auch für Langzeitgäste. Damit die problematische Vergangenheit nicht zum Klamauk verkommt, gibt es auf den Zimmern statt Fernseher eine Menge Literatur für Zeitzeugen und einen Raum der Stille im Keller des Hauses.
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