Große Hotelkette oder Individualhotel? Berlin bietet Touristen wie Geschäftsreisenden die Wahl zwischen rund achthundert Beherbergungsbetrieben für jeden Anspruch. Während die bekannten Ketten mit gleichbleibenden Standards und Bonusprogrammen locken, punkten Individualhotels in Berlin mit persönlichem Service.
Private Investoren tun sich schwer
Derzeit wird etwa die Hälfte der Hotelbetten in Deutschland von Einzelhotels ohne Konzernzugehörigkeit angeboten. Konzerne und Kooperationen sind aber auf dem Vormarsch. Sie spielen ihre Größenvorteile aus, wenn es zum Beispiel um zentralen Einkauf oder weltweite Buchungsmöglichkeiten geht. Aufgrund der Risiken durch die wachsende Konkurrenz sind wenige private Investoren bereit, Geld in ein Individualhotel zu stecken. Zwar gibt es in Berlin berühmte Ausnahmen wie das Estrel, das größte Hotel Deutschlands, und das von Staatsbesuchen bekannte Adlon Kempinski. Privathotels sind aber in aller Regel kleine Familienbetriebe oder inhabergeführte Häuser, die gegen die mächtige Konkurrenz einen schweren Stand haben.
Online-Buchungen auf dem Vormarsch
Reiseportale im Internet sind oft die einzige Chance der kleinen Hotels, überhaupt gefunden zu werden. Suchmaschinen platzieren Anzeigen der Hotelketten und geschickt für die Internet-Suche optimierte Seiten ganz oben – ein Individualhotel schafft es nur in Ausnahmefällen auf die vorderen Plätze des Suchmaschinen-Rankings. Bei den Portalen kann das anders aussehen, denn hier bestimmt der Reisende durch seine Suchkriterien wesentlich genauer, was er in der Trefferliste sehen möchte. Die Buchungen über Online-Portale haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Mehr als 25 % aller Übernachtungen werden auf diesem Weg reserviert. Das kommt den Privathotels einerseits zugute, andererseits verursacht es aber auch hohe Kosten. Die Betreiber der Internetseiten verlangen hohe Vermittlungsprovisionen, und je höher der Anteil dieses Geschäfts wird, umso ungünstiger wirkt es sich auf die wirtschaftliche Situation des Hotels aus. Bestpreis-Klauseln sind übrigens unzulässig. Das hat das Bundeskartellamt bereits 2015 entschieden. Die Portale müssen auf solche Vertragsbestimmungen verzichten, andernfalls drohen Bußgelder in dreistelliger Millionenhöhe.
Buchungen direkt beim Hotel
Für den Gast klingt das auf den ersten Blick negativ – konnte er sich doch bislang darauf verlassen, dass er auf einer Buchungsseite auf jeden Fall den günstigsten Preis findet und dasselbe Hotel zu denselben Konditionen nirgendwo billiger findet. Auf den zweiten Blick hat das Kartellamt aber genau das getan, was seine Aufgabe ist: Wettbewerb fördern. Warum sollte ein Hotelier die bei einer direkten Buchung ersparte Provision nicht an seine Kunden weitergeben dürfen? Ein Blick auf die Website des Hotels oder ein Anruf sind also durchaus sinnvoll, wenn Sie in einem Portal ein Angebot gefunden haben, das Ihnen gefällt. Wenn es keinen Preisnachlass gibt, dann vielleicht zumindest ein kleines Extra wie ein Begrüßungsgetränk oder kostenloses WLAN.
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